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Was steckt hinter den Bezeichnungen der hufbearbeitenden Berufe

Ein Artikel aus Facebook über die Ausbildungsdauer verschiedener hufbearbeitender Berufe von

Hufbalance Mike Knodel

 

Hufbalance Mike Knodel:

Hufschmied, Hufpfleger, Huforthopäde, Huftechniker, Hufheilpraktiker, Hufpysiologe und die nächste Titelfalle kündigt sich schon an, der Hufchirurg ?...🤔

Die verschieden Berufsbilder der Hufbearbeiter einmal etwas genauer 🧐 betrachtet.

Im Zuge der Novellierung des Hufbeschlaggesetzes sind in den letzten Jahren einige neue Berufe in der Hufbearbeitung entstanden.

Oftmals gibt es allerdings in der Pferdewelt Unklarheiten über die verschiedenen Berufsbilder der Hufbearbeiter und deren Ausbildung. Auch die Namensgebung irritiert so manchen Pferdehalter in Bezug auf die entsprechende Wertigkeit der verschiedenen Berufsbilder.

Insbesondere die irritierende Namensgebung der neu entstandenen Berufsbilder sorgt oftmals für Verwirrung. Da ich immer wieder von Kunden danach gefragt werde habe ich mir einmal die Mühe gemacht im Folgenden den Ausbildungsweg der verschiedenen Berufsgruppen etwas transparenter darzustellen, damit sich jeder Pferdehalter selbst ein genaues Bild über die vermeintliche "Spezialisierung" der einzelnen Berufe machen kann.

Um die Wertigkeit der verschiedenen Berufsgruppen zu beurteilen habe ich die einzelnen Ausbildungswege in Bezug auf ihre Dauer und Intensität einmal miteinander verglichen.

 

📌 So hört sich beispielsweise der Name "Huforthopäde" alleine vom Klang schon wie der Spezialist schlechthin an. Wow. Viele Pferdehalter denken tatsächlich sie hätten es mit einem auf Hufe spezialisierten Tierarzt zu tun. Aber weit gefehlt!

Bei genauerer Betrachtung jedoch sieht die Realität komplett anders aus und hat beispielsweise überhaupt nichts mit einem Veterinärstudium zu tun , wie man vielleicht denken könnte. Die Vermutung liegt Nahe das die Namensgebung wahrscheinlich ganz bewusst so gewählt wurde um den Eindruck zu erwecken, dass es sich bei diesem Beruf um einen Mediziner handelt.

Eine Ausbilding zum Huforthopäden findet in Teilzeit statt und umfasst i.d.R. für Theorie und Praxis insgesamt je nachdem in welcher Schule lediglich ca. "48 Tage". Die Gesamtdauer der Ausbildung wird laut Gesellschaft für Huforthopäden gerne zwar, vermutlich in aufwertender Absicht mit ca. 2 Jahren Gesamtdauer angegeben, dies liegt aber ausschließlich daran, dass die Wochenendmodule ( jeweils 2 Tage a 6 Stunden) lediglich im -6 Wochen Rhytmus- stattfinden. Aussagekräftig ist hier doch wohl eher die Anzahl der gesamten Ausbildungstage. Und die liegt definitiv bei ca. 48 Tagen!

Huforthopäden sind weder staatlich geprüft bzw. anerkannt und dürfen dem Gesetz nach auch keinerlei Heißbeschlag anbringen, da dieser definitiv nicht Bestandteil ihrer Ausbildung ist. Das Leistungsspektrum des Huforthopäden bezieht sich also ausschließlich auf die Barhufpflege und den temporären Hufschutz wie z.B. Hufschuhe.

 

📌 Sogar noch kürzer ist die Ausbildungszeit beim "Hufpfleger". Dieser kommt sogar schon mit insgesamt lediglich ca. "24 Tagen" zur Zertifizierung durch verschiedenste, teils private Ausbildungsträger, bevor er am Pferd seine Arbeit verrichten darf. Ebenfalls in Teilzeit und an Wochenendmodulen. Auch Hufpfleger werden nicht staatlich geprüft bzw anerkannt und dürfen daher ebenfalls keinerlei Hufbeschlag durchführen. Auch ihr Leistungsspektrum begrenzt sich ausschließlich auf die Barhufpflege und den temporären Hufschutz z.B. Hufschuhe.

 

📌 Die Ausbildung zum "Huftechniker" setzt eine bestandene Prüfung zum Hufpfleger (s.o. 24 Tage) voraus und dauert zusätzlich weitere 24 Tage. Gesamt also ca. "52 Tage".

Die Ausbildung zum Huftechniker wird zum Teil sogar als "Fernstudium" 🧑‍💻 angeboten. Also quasi Homeoffice in der Ausbildung für die Hufbearbeitung! (Sorry, aber dies war das Highlight meiner Recherchen)

Das Aufgabengebiet des Huftechnikers beinhaltet neben der Barhufpflege auch das Anpassen von Hufschuhen und das Anbringen von Kunststoffbeschlägen.

 

📌 Die Ausbildung zum "staatlich geprüften Hufschmied" dauert hingegen 2,5 Jahre also ca. 625 Tage in "Vollzeit" für Theorie und Praxis. Als Zugangsvoraussetzug für eine Selbstständigkeit wird zudem noch eine Ausbildung, vorzugsweise in einem metallnahen Beruf erwünscht. Also min. weitere 3 Jahre. Ergibt insgesamt min. 5,5 Jahre, also ca. "1375 Tage".🥵 Die Prüfung zum Hufschmied wird staatlich überwacht und auch staatlich anerkannt. Der Hufschmied darf Aufgrund seiner umfangreichen Ausbildung zusätzlich zur Barhufkorrektur als einziger noch den Heißbeschlag mit Eisen und den Hufbeschlag mit Kunststoff und Aluminium ausüben. Sein Leistungsspektrum erstreckt sich also im Gegensatz zu den anderen Berufen nicht alleinig auf die Barhufpflege sondern daruberhinaus auch auf das "gesamte Spektrum des Hufbeschlags". Er kann und darf also auf alle Möglichkeiten der Hufbearbeitung zurückgreifen. Somit kann und darf der Hufschmied als einziger Hufbearbeiter auch echte Alternativen zur Barhufpflege anbieten wobei sich die anderen Berufsgruppen lediglich auf diese beschränken.

Die entsprechende Beurteilung ob man bereits nach derart kurzen Ausbildungszeiten überhaupt in der Lage sein kann ein solch komplexes Arbeitsfeld mit all seinen Facetten zu beherrschen überlasse ich selbstverständlich jedem selbst. Ich möchte lediglich an dieser Stelle den Pferdehalter mit Fakten über Umfang und Qualität der Ausbildungen informieren. Es wird nämlich gerade auf dem Gebiet oftmals ganz bewußt ein falscher Eindruck erweckt.

 

❌Ganz besonderen Wert lege ich darauf das es selbstverständlich in allen Berufen sowohl Schwarze Schafe als auch Top Hufbearbeiter geben kann. Damit hier kein falscher Eindruck entsteht. ‼️

 

Im Klartext, ist die fachliche Ausbildung zum staatl. geprüften Hufschmied, auch wenn sich der Name bei weitem nicht so wohlklingend anhört wie beispielsweise Huforthopäde oder Huftechniker sage und schreibe 13 mal bzw. mit Vorausbildung ☆ 30 ☆ mal so lang❕

Spätestens an dieser Stelle darf man sich gerne fragen, warum das denn wohl so ist?

Das sollte den ein oder anderen Leser vielleicht doch einmal zum Nachdenken anregen.

Jeder, der sich dafür interessiert, kann in den diversen “Schulen” und Ausbildungszentren gerne nachschauen. Wer die tatsächlichen Ausbildungstage zusammenzählt, braucht sich nicht durch eine angegebene Gesamtdauer eines berufsbegleitenden Ausbildungswegs, der deshalb so lange dauert weil er auf mehrere Wochenendveranstaltungen alle paar Monate aufgeteilt ist, täuschen zu lassen.🤥

Unter Berücksichtigung der oben aufgeführten, teilweise sogar im "Homeoffice" durchgeführten, extrem kurzen Ausbildungszeiten wirkt es für mich jedenfalls schon ziemlich befremdlich wenn sich so manch Hufpfleger, Huforthopäde oder Huftechniker als selbsternannter Spezialist für den Barhuf ausweist, bzw. kostenpflichtige Seminare abhält.

Wohlklingende Namen alleine machen jedenfalls noch lange keinen wirklichen Fachmann!

Hufbalance Mike Knodel